Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)
Taxonomie: Gattung Säugetiere – Ordnung Raubtiere – Familie Katzen
Steckbrief
- Körpermaße/Aussehen
- Länge: 45-60 cm (ohne Schwanz)
- Schwanzlänge: 21-40 cm
- Schulterhöhe: 25-35 cm
- 30 Zähne
- Merkmale
- wuchtig wirkender Kopf
- einziehbare Krallen
- beige-graue Fellfärbung mit weißem Kehlfleck
- heller, fleischfarbener Nasenspiegel
- buschiger, dicker, stumpf endender Schwanz (Jungtiere spitz)
- Schwanzende häufig mit zwei-drei schwarzen Kringeln (sog. Schwanzbinden)
- eine verwaschene Fellzeichnung (Streifenmusterung) ohne kontrastreiche Tigerung
- Schwarze Streifen von der Stirn bis zum Hals
- Aalstrich entlang des Rückens, der an der Schwanzwurzel endet
- größer und schwerer als Hauskatzen
- feines Gehör, gute Augen
- grüne Augen (Jungtiere blau)
- überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv
- Gewicht (m/w)
- 3,5 – 8 kg
- Geschlechtsdimorphismus, Katzen sind kleiner und leichter
- Katze (w): ca. 4 kg
- Kuder (m): ca. 5 kg
- Habitat
- große, vernetzte, naturnahe Laub- und Mischwälder mit Lichtungen und angrenzenden Wiesen
- meidet offene, ausgeräumte Landschaften
- je strukturreicher, desto attraktiverer Lebensraum
- benötigt immer eine ergiebige Nahrungsquelle, ausreichend Deckung und einen ungestörten Lebensraum
- Territorium
- Wildkatzen sind nicht sozial und meist Einzelgänger
- das Revier wird mit Duftmarken markiert und gegen Artgenossen verteidigt
- die Größe des Territoriums variiert je nach Beuteverfügbarkeit
- die Kuder haben deutlich größere Territorien als die Katzen
- Kuder 20-30 km²
- Katze 6-10 km²
- Nahrung
- hauptsächlich Mäuse (ca. 10 pro Tag)
- gelegentlich Kaninchen, Vögel, Frösche, Eidechsen oder Fische
- Fortpflanzung
- Ranzzeit im Januar bis März
- die Katzen sind nur 5-6 Tage empfängnisbereit
- Tragzeit 63-69 Tage
- Nachwuchs kommt zwischen März und September zur Welt, meist im April
- 1-4 (max. 6) Junge pro Wurf
- der Kuder beteiligt sich nur gelegentlich an der Aufzucht der Jungen, die im Herbst selbständig sind und von der Mutter verjagt werden
- die Jungen werden in Holzpoltern, Baumhöhlen oder anderen geeigneten Stellen versteckt, gesäugt und großgezogen
- zweiter Wurf bei Verlust des ersten möglich (im Herbst)
- Wildkatzen können mit Hauskatzen Nachwuchs zeugen. Diese nennt man Blendlinge. Das passiert aber selten, da sich die Lebensräume und Lebensweisen kaum gleichen
- Geschlechtsreife ab dem 10. Lebensmonat
- natürliche Feinde: Fuchs, Luchs, Wolf, Uhu, Steinadler, Hermelin sowie Wiesel
- Lebenserwartung in freier Wildbahn ca. 7-10 Jahre (in Gefangenschaft 15 Jahre)
- Unterarten (und Vorkommen)
- Europäische Wildkatze oder Waldkatze (Felis silvestris silvestris) – Europa, Mittelmeer, Kaukasus
- Afrikanische Wildkatze oder Falbkatze (Felis lybica lybica) – Afrika, arabische Halbinsel, Teile Südwest-Asien
- Vorfahren der Hauskatzen
- Asiatische Wildkatze oder Steppenkatze (Felis lybica ornata) – Iran, westliches Indien und Zentralasien
Verbreitung/ Projekte
- ca. 6-8.000 Wildkatzen leben derzeit in Deutschland (2024)
- es gibt in Deutschland zwei Populationen: eine west- und eine mitteldeutsche Population
- Uni Göttingen (Hessen und Thüringen)
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist seit 2004 für den Schutz der Europäischen Wildkatze aktiv
- aktuelle Verbreitungskarte für Deutschland:
Konflikte
- In der Vergangenheit
- Lange Zeit konsequent bejagt
- Heute
- Lebensraumzerschneidung und -verlust
Schutz-/ Gefährdungstatus
- Schutz nach Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) (Anhang I)
- Berner Konvention (Anhang II – streng geschützt)
- Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH-RL) (Anhang II und IV – streng geschützt)
- Umsetzung im Bundesnaturschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung (besonders geschützt)
- IUCN (ungefährdet – least concern) (2023)
- Rote Liste Deutschland (Stufe 3 – gefährdet)
- jagdbare Tierart mit ganzjähriger Schonzeit
Bedrohungen
- Krankheiten
- Straßenverkehr – Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache
- Zerschneidung von Lebensräumen und damit zurückgehender Lebensraum
- Verinselung der Teilpopulationen – genetischer Austausch erschwert/ nicht mehr möglich (Inzucht)
- strukturarme Wälder bieten keine Nahrung und Versteck- / Aufzuchtmöglichkeiten
- Hybridisierungen durch Verpaarungen Wildkatze – Hauskatze
- Holzpolter im Wald werden oft zum Werfen der Kätzchen und zur Aufzucht genutzt (werden diese dann abtransportiert sterben die Kätzchen dabei)
- Knotengitterzäune im Forst (Katzen können darin hängen bleiben)
- Verwechslung mit Katzen (und Tötung durch Jäger)
- Rodentizide
Wo kann man Wildkatzen beobachen (freie Natur/ Wildpark)
- in freier Natur kann man Wildkatzen in ihren Vorkommensgebieten begegnen, obwohl solche Begegnungen sehr selten sind
- NP Hunsrück Hochwald – größtes zusammenhängendes Vorkommen Europas (ca. 10-15 Katzen im NP)
- siehe Verbreitungskarte Deutschland – Ebene „Wildtierparks etc. mit Wildkatzen“
Wie kann man fördern/ unterstützen
Verhalten gegenüber
- Katzen nicht in die Enge treiben
- Hunde im Wald immer anleinen
- Kätzchen scheinbar verlassen im Wald gefunden
- an Ort und Stelle lassen, nach ca. 12 Stunden noch einmal nachschauen. Kätzchen noch da? –> BUND Notfalltelefon (+49 36254 865180) oder Wildkatzenexperten
- Wildkatze versehentlich mit nach Hause genommen
- Stress für das Tier vermeiden, warm und isoliert halten, kein Katzenfutter geben (!) –> BUND Notfalltelefon (+49 36254 865180) oder Wildkatzenexperten
- verletzte oder tote Wildkatze gefunden (Hilfe zur Identifikation)
- nicht alleine bergen, an die BUND-Kontaktadresse des jeweiligen Bundeslandes wenden – siehe Kontakte und Hotlines
Literatur
- Erwachsene
- Sonvilla, Christine „Europas kleine Tiger“
Links/ Wissenswertes
- Tag der Katze ist am 08.08.
- Wildtier des Jahres 2018
- Auffangstationen
- Hilfe zur Identifikation der europäischen Wildkatze
- Wildkatze gefunden – was tun?
- Genetisches Monitoring im NP Hunsrück-Hochwald
- deutsche Wildtierstiftung – Wildkatze
- BUND – Wildkatze
Monitoring
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