Eurasischer Goldschakal (Canis aureus)
Taxonomie: Gattung Säugetiere – Ordnung Raubtiere – Familie Hundeartige
Steckbrief
- Körpermaße
- Länge 100-120 cm (inkl. Rute)
- 42 Zähne
- spitze, eher kurze Schnauze, lange Beine
- aufrechtstehende, dreieckige Ohren (bis zu 10 cm lang)
- die Rute ist 20-30 cm lang
- Merkmale
- Fellfarbe ist gelblich-grau, an den Beinen goldfarben (in den Bergen eher grau)
- Braune Gesichtsmaske mit deutlich weißer Zeichnung am Hals und um den Fang
- die Rute, oft mit schwarzer Spitze, wird immer abwärts getragen und ist im Verhältnis zum Körper kurz
- erinnert an eine Mischung aus Wolf und Fuchs
- verständigen sich mit Winsel-, Heul– und Belllauten
- ausdauernde Läufer und gute Schwimmer
- in der fortgeschrittenen Abenddämmerung, den ersten Nacht- und den sehr frühen Morgenstunden aktiv
- ohne Verfolgung durch den Menschen auch tagaktiv
- legt 12-15 km pro Tag zurück
- guter Geruchs- und Gehörsinn
- gelten als scheu und meiden den Kontakt zu Menschen
- heimliche Lebensweise
- beide mittleren Zehenballen der Vorder- und Hinterpfoten sind am Hinterende verwachsen
- Gewicht
- 8-15 kg
- Geschlechtsdimorphismus vorhanden (die Fähen sind leichter und kleiner)
- Habitat
- hat ähnliche Lebensraumansprüche wie Füchse
- bevorzugt unterholzreiche Wälder, offene Landschaften und mag ausreichend Versteckmöglichkeiten wie Dickicht und Schilflandschaften
- große und geschlossene Wälder meidet er hingegen
- schnee- und niederschlagsreiche Regionen (z.B. die Alpen) werden ebenfalls gemieden
- „Kulturfolger“, schätzt die Nähe menschlicher Siedlungen, wie auch durch Feldgehölze und Hecken strukturiertes Ackerland
- Intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete ohne Deckungsmöglichkeiten sind als Lebensraum weitgehend ausgeschlossen
- möglicherweise verdrängt der Schakal den Fuchs, da beide ähnliche Lebensräume und Beutetiere haben
- Goldschakale meiden Regionen in denen bereits Wölfe leben
- Territorium
- die Größe ist vom Nahrungsangebot abhängig; von 2-8 km²
- alle Gruppenmitglieder markieren das Territorium
- das Territorium wird gegen andere Familienverbände verteidigt
- die meisten Streitigkeiten zwischen den Rudeln werden ohne Kampf, mit Drohgebärden geklärt
- Nahrung
- opportunistischer Allesfresser
- ernährt sich überwiegend von Kleinsäugern (über 60% der Nahrung sind Kleinsäuger), Säugetieren bis zur Frischlingsgröße, Aas, Amphibien, Fischen sowie Vögeln und Pflanzlichem
- auch Abfälle des Menschen werden gefressen (z.B. Schlachtabfälle, Aufbrüche)
- gibt es Wölfe in der Region nutzt er auch Wolfsrisse nach
- im Rudel werden auch Schalenwild und Haustiere angegriffen
- jagt oft allein, gelegentlich paarweise, selten im Rudel; i.d.R. nachts
- bei alleiniger Jagd sind nur 20 % aller Angriffe erfolgreich (als Paar ca. 70%)
- die Beute wird nach Anschleichen mit einem kurzen Sprint erlegt
- kleinere Beutetiere werden mit einem Biss oder durch Schütteln getötet, größere werden gehetzt bis sie durch Bisse in den Bauch zu Boden gerissen werden können
- nicht vollständig genutzte Beute wird für schlechtere Zeiten versteckt oder vergraben
- Fortpflanzung
- die Tiere leben paarweise monogam in einem Territorium zusammen, oft mit Jungtieren des letzten Wurfes
- die Ranzzeit ist von Mitte Januar – Mitte Februar, teilweise (wie auch beim Fuchs) temperamentvoll und laut
- Tragzeit ca. 60 Tage
- Ende April/ Anfang Mai werden 1-9 (oft 3-5) Welpen in einer Wurfhöhle geboren
- Die Welpen sind typische Nesthocker und taub und blind (Augen öffnen sich nach 10 Tagen)
- in den ersten drei Wochen werden die Welpen ausschließlich mit Muttermilch ernährt
- danach transportieren die Eltern die Nahrung im Magen zu den Welpen und würgen sie wieder hervor
- nach 5-6 Monaten sind die Jungtiere selbstständig und nicht mehr von den Eltern abhängig
- mindestens ein Jungtier aus dem vorherigen Wurf bleibt als Helfertier und hilft bei der Aufzucht der neuen Welpen
- Schakale werden mit 20 Monaten geschlechtsreif
- Natürliche Feinde:
- Luchs und Steinadler für die Welpen/ Jungtiere
- Lebenserwartung in freier Wildbahn ca. 8 Jahre (in Gefangenschaft bis zu 14-16 Jahre)
- Unterarten
- Streifenschakal (Canis adustus) – Afrika
- Schabrackenschakal (Canis mesomelas) – Afrika
Verbreitung/ Projekte
- in Europa kommt er überwiegend auf dem Balkan vor (auch in Österreich und Italien)
- Ungarn, Serbien und Bulgarien gelten als Quellpopulationen für die Ausbreitung Richtung Nordwesten
- die LCIE schätzt den Bestand in Europa auf 100-120.000 Exemplare
- Vereinzelte Nachweise in Österreich seit 1987 und erste Reproduktion im NP Neusiedler See – Seewinkel 2007
- einzelne Sichtungen Anfang der 2000er beginnend auch in Deutschland
- erstes Rudel in Deutschland 2021 in Baden-Württemberg nachgewiesen
- aktuelle Verbreitungskarte für Deutschland:
- Projekt an der Universität für Bodenkultur Wien: „Der Goldschakal in Österreich“ seit 2015
Schutz-/ Gefährdungsstatus
- In Deutschland geschützt
- FFH-RL Anhang V (Monitoring durchführen und günstigen Erhaltungszustand gewährleisten)
- IUCN (ungefährdet – least concern)
- Rote Liste Deutschland (nicht etabliert – keine RL-Kategorie)
- jagdbare Tierart mit ganzjähriger Schonzeit in Niedersachsen
Bedrohungen
- Krankheiten (Staupe, Leptospirose, Räude und andere Parasiten, Tollwut (Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut))
- Zerschneidung von Lebensräumen (Straßenverkehr)
- Lebensraumverlust durch Bevölkerungswachstum/ Industrialisierung
- Nachstellungen, Illegale Tötungen und Vergiftungen
- Rückgang der Beutetierpopulationen
- Störungen durch den Menschen (alle Formen moderner Freizeitnutzung)
Wo kann man Goldschakale beobachten (freie Natur/ Wildpark)
- Siehe Verbreitungskarte Deutschland – Ebene „Wildtierparks etc. mit Goldschakalen“
Wie kann man fördern/ unterstützen
- Citizen-Science (Bürgerwissenschaft)
- Finanzielle Unterstützung für das Goldschakal-Projekt in Österreich
Verhalten gegenüber
- Ruhig verhalten, Beobachten und, wie bei allen Wildtieren, Abstand halten
- Nicht auf den Goldschakal zugehen
- Fühlen Sie sich unwohl, können Sie sich langsam rückwärts zurückziehen
- Nicht wegrennen
- Im Normalfall zieht sich der Goldschakal von selbst zurück, falls nicht machen Sie sich durch, z.B. Rufe, starkes Gestikulieren und sonstigen Lärm machen, bemerkbar
- Wenn der Goldschakal wider Erwarten folgt (Jungtiere sind neugieriger als ausgewachsene Wölfe), stehenbleiben und einschüchtern («Großmachen» oder Anschreien)
- Auf das Tier zugehen und ggf. einen Stein oder andere Gegenstände nach ihm werfen
- Sollten Sie sich damit sicherer fühlen, können Sie auch Pfefferspray oder eine Trillerpfeife mit sich führen
- Goldschakal niemals füttern – Gewöhnung an den Menschen (Habituierung) kann zu aktiver Annäherung und dreistem Verhalten ggü. Menschen führen
- Wenn Sie einen Goldschakal gesehen haben (nach Möglichkeit ein Foto machen) oder andere Hinweise melden möchten, melden Sie das bitte mit möglichst genauer Ortsangabe (am besten unter Verwendung des Formulars) direkt an Felix Böcker (FVA Baden-Württemberg; felix.boecker@forst.bwl.de)
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