Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Taxonomie: Gattung Säugetiere – Ordnung Raubtiere – Familie Katzen
Steckbrief
- Körpermaße/ Aussehen
- Länge 70-130 cm
- Schulterhöhe 50-70 cm
- 28 Zähne
- kurze Stummelrute mit schwarzer Spitze (15-25 cm lang)
- dreieckige Ohren (8-9 cm lang) mit schwarzen „Pinseln“
- Merkmale
- runder Kopf
- einziehbare Krallen
- weiße Bauch-, Kinn- und Augenkonturen
- dämmerungs- und nachtaktiv
- bis zu 70 km/h schnell (kurze Distanz)
- Fellmusterung einzigartig (Identifikation), bis zu 9.000 Haare/cm²
- vortreffliches Gehör (bis zur Frequenz von 70 kHz (Mensch max. 20 kHz))
- gut entwickelter Geruchssinn
- sieht sechsmal so gut wie der Mensch (Kaninchen auf 300m)
- Pirsch-/ Ansitzjäger – anschleichen und/ oder auflauern und kurzer Sprint
- Tötet mit Kehlbiss
- Verblenden ihre Beute
- Gewicht
- Ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus
- Katze: 16-18 kg
- Kuder: 21-25 kg
- Habitat
- passt sich allen Waldarten und -stadien an
- Beutetierangebot wichtiges Kriterium
- Fragmentierung der Wälder stellt großes Problem dar
- Territorium
- Territorialer Einzelgänger (Katze und Kuder treffen sich nur zur Paarungszeit)
- verteidigen ihr Revier gegen Konkurrenten (Kommunikation erfolgt über Harnmarkierungen)
- Losungen dienen ebenfalls zur Reviermarkierung und werden verscharrt
- 50 – 400 km² (Kuder deutlich größer als Katze)
- Streifgebiete der Männchen umfassen tlw. oder vollständig die Streifgebiete der Weibchen
- Stabile Raumaufteilung
- In der Nähe von bestehenden Vorkommen, erobern nur langsam neue Gebiete (schlechter „Disperser“)
- Nahrung
- Vorwiegend Rehe, Rothirschkälber, Hasenartige, Vögel, selten Nutztiere (Schafe und Gatterwild)
- Nahrungsbedarf 1,1 – 2,7 kg Fleisch/ Luchs/ Tag (ca. 1 Reh/Luchs/Woche)
- Fortpflanzung
- Nur Revierinhaber pflanzen sich fort
- Geschlechtsreife – Katzen mit ca. 2 Jahren, Kuder mit ca. 3 Jahren
- Paarungszeit (3 Monate) Februar – April
- Tragzeit 3 Monate
- Meistens 2-3 Kätzchen (Sterblichkeit im 1.Lebensjahr ca. 50%)
- Aufzucht der Jungluchse von Mai bis August
- Ab 4 Wochen fressen die Jungen schon Fleisch, werden aber bis 5. Monat gesäugt
- Nach ca. 10 Monaten lösen sich die Jungluchse von der Mutter
- Natürliche Feinde: Wolf und Bär (Fuchs – Junge)
- Lebenserwartung in freier Wildbahn ca. 10-15 Jahre
- Unterarten
- Iberischer Luchs oder Pardelluchs (Lynx pardinus)
- Kanadischer Luchs (Lynx canadensis)
- Rotluchs oder Bobcat (Lynx rufus)
Verbreitung/ Projekte
- der europäische Luchs kam vom Atlantik bis Sibirien überall vor
- Derzeit ca. 200 Tiere in DE (Monitoringjahr 19/20) (weitere Monitoringberichte)
- Bayrischer Wald (Wiederansiedlungsprojekt seit 1970)
- 3Lynx (https://www.interreg-central.eu/Content.Node/3Lynx.html)
- Pfälzer Wald (Wiederansiedlungsprojekt seit 2015)
- 20 Luchse aus der Schweiz und der Slowakei
- Träger ist die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz
- Finanzierung maßgeblich mit Mitteln der Europäischen Kommission („LIFE-Projekt“)
- NP Harz (Wiederansiedlungsprojekt seit 2000)
- Luchsschaugehege „Rabenklippe“ ist Teil des Luchsprojektes und auch Auffangstation
- NP Risnijak (Hochebene Gorski Kotar – Wildnisgebiet (dort leben Luchse)
- Stabile Populationen in der SlowakeiSchweiz ca. 300 Tiere (Alpenpopulation 2/3, im Jura 1/3)
- Ca. 40-60 Luchse in Kroatien (länderübergreifendes Life-Lynx-Projekt)
- RELynx Sachsen (Auswilderungsprojekt 2022-2027)
- Luchs Thüringen (Auswilderungsprojekt 2023-2027)
- Luchs in Baden-Württemberg (Bestandsstützung 2023-2027)
Konflikte
- in der Vergangenheit
- durch gezielte Verfolgung fast ausgerottet (vermeintlich gefährlich)
- Nahrungskonkurrent des Menschen
- heute
- gelegentliche Risse von Nutztieren (Schafe/ Gatterwild)
Schutz-/ Gefährdungsstatus
- Schutz nach Berner Konvention, Bonner Konvention, Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES), Flora-Fauna-Habitat Richtlinie (FFH-RL) (Anhang II und IV) – Umsetzung im Bundesnaturschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung
- Rote Liste Stufe 4 (vom Aussterben bedroht)
- extrem selten gem. Rote Liste
- jagdbare Tierart mit ganzjähriger Schonzeit
Bedrohungen
- Krankheiten
- Zerschneidung von Lebensräumen (Straßenverkehr)
- Illegale Tötung/ Wilderei
- Rückgang der Beutetierpopulationen
- Genetische Verarmung/ Inzuchtdepression wegen zu kleiner, isolierter Subpopulationen
- Störungen durch den Menschen (alle Formen moderner Freizeitnutzung)
Wie kann man fördern/ unterstützen
- fördern Sie den Verein „Luchs Bayern e.V.“ – hier der Link zum Aufnahmeantrag
- unterstützen Sie „Luchs Bayern e.V.“ mit einer Spende
Literatur (weiteres im Shop)
- Erwachsene
- Heurich, Marco „Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft: Konflikte, Chancen, Lösungen im Umgang mit großen Beutegreifern“
- Sonvilla, Christine/ Graf, Marc „Das wilde Herz Europas: Die Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär“
Links/ Wissenswertes
- 11.06. internationaler Tag des Luchses
- Lehrmaterial „Luchse in Bayern“
- Fotofallen Monitoring im Pinzgau
- Luchs Bayern e.V.
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